Oldtimer - Grand - Prix und Hotel St. Georg - for women 16.08.1997
Bei meinem Besuch im April 1997 gab mir Frau N. Abarth-Zerjav eine Karte des Hotels St. Georg mit, wo sie mit ihrem Mann während der Rennaktivitäten am Nürburgring bis 1966 wohnte. Auf meine Frage, ob es eines der besseren Hotels am Platze gewesen sei, entgegnete sie, fast vorwurfsvoll: "Mein Mann und ich haben immer in den besten Häusern gewohnt." Wie konnte ich aber auch nur so dumm fragen.
Nun war vom 7.-10. August am Nürburgring der Oldtimer-Grand-Prix, ein automobiles Ereignis ersten Ranges, das zwar nicht ganz zu Unrecht den Ruf einer VIP-Veranstaltung mit hohen Preisen genießt, das aber eine Reichhaltigkeit an teilnehmenden Fahrzeugen bietet, die ihresgleichen in Europa sucht.
Zwar wollte ich bereits am Donnerstag anreisen, jedoch schien das Spiel der Achsschenkel meines Fiat zu groß, um ohne Austausch weiterzufahren; also schraubte ich und fuhr erst am frühen Freitagnachmittag los, um rechtzeitig am Nürburgring zu sein, damit ich noch das Sortiment der Händler anschauen konnte.
Jedenfalls mußte ich zum OGP, weil die Bremszangen meines Fiat Abarth 1000 überholt am Nürburgring bei Steve, dem Mechaniker von David Piper mit seinem wunderschönen Ferrari 275 LM, bereitlagen.
Die Veranstaltung verlief wie gewöhnlich und das bedeutet, daß man als Zuschauer mittlerweile doch schon recht abgebrüht ist, in der Art, daß man wer weiß wie oft an Fahrzeugen gleichgültig vorbeischlendert, die im normalen Straßenverkehr zu spitzen Entzückensschreien animieren würden. Ein wenig sieht man hier einfach des Guten zuviel.
Also beschränkte ich meine Aufmerksamkeit auf die Fahrzeuge meines allergrößten Interesses, meistenteils italienische Fabrikate. Leo Aumüller fuhr wie gewohnt schnell und gleichmäßig mit seinem wunderschönen Abarth Simca Due Mila, zusammen mit seiner Tochter Margit, die den Fiat Abarth 1000 Bialbero 1961 Carrozzeria Abarth bewegte, allerdings im Rennen gleich in der ersten Runde Kontakt mit einem Rennkollegen hatte und deshalb ausschied. Am Morgen hatte das Einstundenrennen stattgefunden, bei dem Leo Aumüller mit Tochter auf dem 1000 TC teilnahmen, um zusammen mit Graziano Tessaro mit seinem Sohn Francesco die Abarth-Fahne hochzuhalten.
Man traf sich spät am Samstagabend noch im Alfaclubzelt, wo wie in vergangenen Jahren Pippo Azurro die Stimmung anheizte. Molto italiano!
David Piper, britische Rennlegende und still going strong, bestritt mit anderen auf einem Jaguar D Type das 500 km Langstreckenrennen, das bis 22 Uhr andauerte und mit einem Sieg für ihn endete, während bereits im Zelt des AVD das Candlelight-dinner serviert wurde. Das Siegerfahrzeug wurde später in das Zelt gefahren, ein Beispiel, was wieder Schule machen sollte; so findet der Rennsport wenigstens teilweise Einlaß in die Vip-Zelte.
Menschen, die David Piper nicht kennen, sollten sich auch über den Film "Le Mans" von Steve Mc Queen informieren.
Am darauf folgenden Sonntag, zeigte David Piper während des Rennens auf seinem 275 Le Mans, was Taktik bedeutet. Anfangs ließ er es bedächtiger angehen, überließ auch Kontrahenten die Führung, um im letzten Teil des Rennens die Führung zu übernehmen und auszubauen. "First you have to see what's going on." Seine Erläuterung, wie er kuppelt und bremst (links), während er mit rechts nur Gas gibt, macht seine Leistung um so beeindruckender. "I had to find a way to be able to drive any car without modification and I did. It has become my second nature." Auf die Frage, ob es nicht Rundenzeiten koste, daß er nicht gleichzeitig kuppeln und bremsen kann, antwortete er: "Not very much." Und er hat es wieder einmal allen vorgemacht.
Dann waren die Rennen aus und ich blieb noch am Ring, um am Montagmorgen das Hotel St. Georg zu besuchen. Nach dem Frühstück fuhr ich Richtung hohe Acht.
Dort im Hotel St. Georg betreibt Frau ............ die Beautyfarm St. Georg - for ladies only.
Ich erhielt etliche Antworten auf noch mehr Fragen, vorweg eines: Alle Dokumente und Erinnerungen an Gäste sind vor Übergabe des Hotels entfernt worden, Gästebücher existieren nicht mehr. Das Hotel St. Georg wurde vor ca. drei Jahren von Frau........... als Notverkauf günstig erworben, nachdem die ehemaligen Besitzer nach dem Fortgang der Formel 1 vom Nürburgring in finanzielle Schwierigkeiten geraten waren. Es habe sich einfach nicht mehr rentiert. Sie selber habe mit der Beautyfarm ein anderes Konzept für dieses Haus erarbeitet, nur zu Formel 1 Rennen miete Herr Ecclestone das ganze Haus für sich und seine Equipe.
Besichtigen könne ich als männlicher Vertreter der Gattung das Haus momentan leider nicht, weil die Damen unter sich bleiben wollten; nun, angesichts der eliminierten Vergangenheit verzichtete ich mit nur geringem Bedauern. Doch ich erhielt den guten Rat, bei der Nachbarin, Frau ............, die eigentlich in Köln wohne, momentan aber da sei, zu fragen, sie sei bereits über dreißig Jahre Besitzerin ihres Hauses und könne mir vielleicht weiterhelfen.
Zu den illustren Gästen des Nachbarhauses konnte die freundliche Frau ......... leider auch wenig berichten, mehr schon über die Besitzerwechsel in den vergangenen Jahren; ihre Familie besitzt ihr Haus bereits seit über 50 Jahren.
Fazit:
Sollte sich nicht über die Vorbesitzer des Hauses etwas wie Gästebücher oder Fotos auftreiben lassen, ist das Hotel St. Georg immer noch besonders interessant für "Sie", sich einmal ausgiebig verwöhnen zu lassen, vielleicht genau dann, während "Er" am Ring dem Eifelwetter trotzt.